Hitzestress, der durch den Klimawandel zusätzlich verstärkt wird, führt bei laktierenden Sauen zu einer deutlich geringeren Futteraufnahme. Dies wirkt sich auf ihr Wohlbefinden, ihre Milchproduktion und ihre Reproduktionsleistung aus, da die Verringerung der Energieaufnahme die Tiere dazu zwingt, Körperreserven zu mobilisieren. Um diese Auswirkungen abzumildern, werden Strategien vorgeschlagen, wie beispielsweise der Einsatz von Futtermischungen mit geringerer thermogener Wirkung oder die Anpassung der Fütterungszeiten, um die heißesten Tageszeiten zu vermeiden. Daher wurden zwei unabhängige Versuche unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt, um den Einfluss verschiedener Ernährungsstrategien (Standardfutter und weniger thermogenes Futter) sowie des Fütterungsmanagements bei laktierenden Sauen unter chronischem (V1) bzw. akutem (V2) Hitzestress zu untersuchen.


Material und Methoden
Die Studie wurde an insgesamt 144 Sauen (Large White × Landrace) durchgeführt, die in sechs Gruppen zu je 24 Tieren aufgeteilt wurden. Sie gliederte sich in zwei Versuche:
- Versuch 1 (V1): Die Sauen wurden während der gesamten Laktationsperiode, die 28 Tage dauerte, einem chronischen Hitzestress (konstant 25 °C) ausgesetzt.
 - Versuch 2 (V2): Die Fütterungsstrategien wurden nicht über die gesamte Laktationsperiode hinweg angewandt, sondern entsprechend den Temperaturbedingungen angepasst.
 
Zu Beginn von V2 erhielten alle Sauen die TEM-Behandlung. Abhängig von den Witterungsbedingungen wurden anschließend unterschiedliche Strategien eingesetzt: Wenn hohe Temperaturen zu erwarten waren und die Stalltemperatur 25 °C erreichte, wurde die Fütterung ab 17 Uhr angepasst und während der gesamten Hitzeperiode beibehalten, gegebenenfalls auch zwei oder drei Tage darüber hinaus. Nach dem Ende der Hitzeperiode wurde wieder zur normalen Behandlung (TEM) übergegangen, bis erneut extreme Temperaturen auftraten.
Untersuchte Behandlungen:
- Behandlung 1 – TEM: Standardfutter (9,5 MJ NE/kg; 73,6 % NE/ME)
 - Behandlung 2 – ALI: weniger thermogenes Futter (10,3 MJ NE/kg; 76,3 % NE/ME)
 - Behandlung 3 – DIS: TEM-Futter, Fütterung unter Vermeidung der heißesten Tageszeiten
 
Bei jeder Fütterung wurden Futter- und Nettoenergieaufnahme, Gewichtsverlust, Rückenspeckdicke (BFT), Dicke des Musculus longissimus dorsi (LDT), Wurfwachstum sowie die Verteilung des Futterkonsums erfasst.
Ergebnisse
Chronischer Hitzestress (V1): In der ALI-Behandlung nahmen die Sauen mit 61,3 MJ/Tag deutlich mehr Nettoenergie auf als in der DIS- (49,7 MJ/Tag) und der TEM-Behandlung (51,4 MJ/Tag) (P=0,001). Diese höhere Energieaufnahme in der ALI-Behandlung verringerte zudem den Verlust an Rückenmuskulatur (LDT: -2,8 mm, entspricht -3 %) im Vergleich zu DIS (-9,2 mm, -15 %) und TEM (-7,1 mm, -11 %) (P=0,007), ohne signifikante Veränderungen des Körpergewichts oder der Rückenspeckdicke.
Akuter Hitzestress (V2): In den Behandlungen ALI (60,3 MJ/Tag) und DIS (57,0 MJ/Tag) nahmen die Sauen mehr Nettoenergie auf als in der TEM-Behandlung (48,5 MJ/Tag) (P=0,004). Auch die Trockenmasseaufnahme war in den Behandlungen ALI und DIS höher (P=0,004). Bei der Mobilisierung von Körperreserven (Lebendgewicht, Rückenmuskeldicke und Rückenspeckdicke) zeigten sich jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungen. Während der Hitzeperioden verlagerten die Sauen in der DIS-Behandlung einen Teil ihrer Futteraufnahme in die kühleren Tagesstunden.
Die Leistung der Ferkel unterschied sich in beiden Versuchen nicht signifikant zwischen den Behandlungen.
Tabelle 1: Übersicht der wichtigsten Leistungsparameter der Sauen
| Parameter | V1 (chronischer Hitzestress)  | 
			V2 (akuter Hitzestress)  | 
		||||
|---|---|---|---|---|---|---|
| TEM | DIS | ALI | TEM | DIS | ALI | |
| 
			 Trockenmasseaufnahme  | 
			5,41a | 5,23a | 5,95b | 5,11a | 6,00b | 6,10b | 
| 
			 Nettoenergieaufnahme  | 
			51,4a | 49,7a | 61,3b | 48,5a | 57,0b | 60,3b | 
| 
			 Verlust an Rückenmuskeldicke  | 
			-11a | -15a | -3b | -15 | -9 | -10 | 
| 
			 Verlust an Lebendgewicht  | 
			-16 | -15 | -13 | -16 | -13 | -14 | 
| 
			 Verlust an Rückenspeckdicke ![]()  | 
			-23 | -25 | -21 | -27 | -24 | -23 | 
Abkürzungen: TEM=Kontrollbehandlung, DIS=TEM mit Änderung der Fütterungszeiten, ALI=weniger thermogenes Futter. LDT=Rückenmuskeldicke, LW=Lebendgewicht, BFT=Rückenspeckdicke. Unterschiedliche Buchstaben (a, b) in derselben Zeile und im gleichen Versuch zeigen signifikante Unterschiede an (P<0,05 oder P<0,01 gemäß dem Originalartikel). Werte ohne Buchstaben bei LDT, LW und BFT in Versuch 2 zeigen keine signifikanten Unterschiede (P>0,05).
Diskussion
Die Studie bestätigt die negativen Auswirkungen sowohl von chronischem als auch von akutem Hitzestress auf die Futteraufnahme bei laktierenden Sauen und belegt die Wirksamkeit von Ernährungs- und Fütterungsmanagementstrategien zu deren Abmilderung. Die Schlussfolgerung zum Einfluss von Hitzestress auf die Futteraufnahme basiert auf dem Vergleich des Wurfwachstums mit den in anderen Jahreszeiten beobachteten Werten, da in dieser Studie keine Sauen unter thermoneutralen Bedingungen einbezogen wurden.
Das weniger thermogene Futter (ALI) erhöhte unter beiden Stressbedingungen die Nettoenergieaufnahme und trug so zum Erhalt des Rückenmuskels bei chronischem Hitzestress bei.
Die Anpassung der Fütterungszeiten (DIS) zur Vermeidung der heißesten Tagesstunden führte hingegen nur während der Hitzeperioden (akuter Hitzestress) zu einer erhöhten Nettoenergieaufnahme, während unter chronischen Stressbedingungen kein Effekt zu beobachten war. Dies legt nahe, dass der Nutzen der Anpassung der Fütterungszeiten am größten ist, wenn Hitzestress vorübergehend auftritt, da in diesem Fall die Futteraufnahme auf die kühleren Tageszeiten verlagert werden kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beide Strategien geeignete Maßnahmen sind. Das weniger thermogene Futter (ALI) bietet konsistentere Vorteile unter verschiedenen Hitzestress-Szenarien, während die Anpassung der Fütterungszeiten (DIS) insbesondere bei kurzfristigen Hitzeperioden wirksam ist, wobei jedoch deren Umsetzung von ausreichend flexiblen Fütterungssystemen abhängig ist. Die Wahl der geeigneten Strategie sollte sich daher nach der Art des Hitzestresses und der vorhandenen Betriebsinfrastruktur richten.
Inhalt erstellt von 333-Redaktion als Zusammenfassung von „Suffit-il d'utiliser un aliment moins thermogène ou d'éviter la distribution de repas pendant les heures les plus chaudes de la journée pour améliorer l'ingéré énergétique de la truie allaitante exposée à un stress thermique chronique ou ponctuel ?“
Nathalie QUINIOU (1), Julie DUPUIS (1), David RENAUDEAU (2)
(1) IFIP - Institut du Porc, 9 Boulevard du Trieux, 35740 Pacé, France
(2) PEGASE, INRAE, INSTITUT AGRO, 16 Le Clos, 35590 St-Gilles, France


